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Beim Surfen im Net fand ich zufällig eine Seite, die den Selbstbau eines Zedernholzkanu beschrieb und mußte feststellen, dass sich die Bootsbauer mit sehr viel Herz und Einsatz in der Öffentlichkeit präsentierten. Immer wieder wurde auf das Buch CANOECRAFT, von Ted Moores, verwiesen und zum weiteren Studium empfohlen. Das Internet ist voll von Homepages, Videos und Kommentaren, die den Bau eines Holzkanus beschreiben; allen ist gemeinsam, dass die Bauherren Ihren Bau mit sehr viel Liebe beschreiben und schon als eine Art " Familie" bezeichnet werden können. Ich kaufte das Buch CANOECRAFT und stellte fest, dass hier die Wurzeln aller Bootsbauerträume beschrieben werden - real dokumentiert und mit Bauplänen ausgestattet. Natürlich sollte das eigene Kanu etwas Besonders sein, hergestellt aus Redwoodleisten und das Holz sollte keine konstruktiven Bauschäden durch Klammern oder Nägel erleiden, außerdem sollte es sehr stark und fest sein, erhaben gegenüber den Naturgewalten und eine Freude für die Augen des Betrachters. Redwoodleisten in der pasenden Länge über 5 m habe ich leider nicht auftreiben können, aber Mahagonileisten, aus einem Stamm für den Rumpf und Escheleisten, ebenfalls aus einem Stamm gesägt, mit gleichartiger Maserung für Weger, Sitze und Kiel. | |
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Für alle die ein Kanu bauen wollen, sei das bereits erwähnte Buch von Ted Moores als Pflichtlektüre empfohlen; als Orientierung für die ersten wichtigen Entscheidungen, als Ratgeber während der Bauphase. Zeitbedarf ca. 2 Tage + + . Baupläne: Im Buch CANOECRAFT werden verschiedene Baupläne vorgestellt und die Baumaße für die Mallen als X-Y Koordinaten dargestellt. Ich entschied mich für den Prospector, der aber etwas länger ausfallen konnte, um das maximale Garagenmaß zu nutzen. Eine gute Entscheidung, wenn man ein gutmütiges Fahrtenboot haben möchte. Erstellung der Mallenpläne aus den X-Y Koordinaten Bemerkungen zur Rumpfform, Buch Seiten 32 + 37. Ein konkaver Linienverlauf im Bug- und Heckbereich wird im Buch als sehr schnittig und positiv dargestellt, wobei vermerkt wird, dass eine schlanke Form eine größere Geschwindigkeit bewirkt. Falsch. Der konkave Strömungsverlauf, (Unterwasserschiff) insbesondere im Bug, erzeugt jede Menge bremsende Wirbel in der Grenzschicht; was schnell aussieht muss nicht schnell sein. Moderne Profile sehen anders aus. (Weitere Untersuchungen dazu im Buch: Aerodynamik und Hydrodynamik des Segelns: Widerstandsuntersuchungen bei Tragflügeln, Bootsrümpfen und NACA Profilen.) Da ich den ganzen Riss nicht umrechnen wollte und die konkave Form mir ästhetisch zusagte, folgte ich dem Meister in seinen Ausführungen. Um für alle Möglichkeiten bei der Herstellung der Mallenpläne gerüstet zu sein, habe ich mir in einem Geschäft für Künstlerbedarf gekauft: Millimeterpapier DIN A 0, kräftigen Zeichenkarton 100 cm x 60 cm, eine Rolle Pauspapier 100 cm breit. Da die Arbeit mit dem Millimeterpapier mir am einfachsten erschien, habe ich mit Spant 7 den ersten Mallenplan erstellt. Aber was ist der Abstand zur Basislinie ? Dieser Begriff wird im Buch nicht erklärt. Die Basislinie ist erstmals eine willkürlichliche Linie am oberen Papierrand. Von dieser Line werden die ersten Maße abgegriffen und gezeichnet, so sollte man vermuten. Nicht falsch, aber unverständlich. Auf der Zeichnung sieht man die Basislinie, die 51 mm Linie, die erste Deckslinie und die mit WL 102 mm gekennzeichnete Linie. Wichtig für den Bau ist die Deckslinie. ( Da hört die Beplankung auf ) Auf Seite 56 - Tabelle Höhen - ist bei Spant 7 - Seite Deck mit 85,9 mm angegeben; dies bedeutet, dass das Deck 85,9 mm von der Basislinie entfernt ist, anders gesagt - das Deck ist 85,9 mm von der Oberkante der Bauhelling entfernt. Die Basislinie ist die Oberkante Helling, an der die Mallen mit dem Boden nach oben angeschraubt werden. ( Da viele Kontrollmessungen von der Hellig abgenommen werden, ist ein grader Schnitt der Mallen an der Basislinie besonders wichtig. Aber auch die waagerechte Lage der Helling im Raum. Der Dampfer wird sonst schief. ) Kann der Bauplan verändert werden ? Ja, ganz leicht. Der Prospector hat einen planmäßigen Spant - abstand von 305 mm. Es spricht wenig dagegen, den Spantabstand zu vergrößern, so auf 330-360 mm. Sieht gut aus und ist strömungstechnisch etwas besser. (Man kann dann an Stelle der Mittelspreize einen dritten Sitz oder Liege einbauen.) Zurück zur Mallenzeichnung Das Millimeterpapier hat sich als zu " flatterich " herausgestellt und mußte für die Zeichnung des ganzen Mallspantes geklebt werden, so dass bei allen weiteren Zeichnungen der Mallen der Zeichen -karton benutzt wurde. So wurde 15 mal ein Koordinatensysteme auf den Karton gezeichnet. Oben die Basislinie, senkrecht dazu die Mittellinie, dann ein Raster in Abständen von 51 mm und die wichtige Seite Deck. Die Punkte aus den Koordinaten wurden auf den Pappkarton übertragen. ( Zeitbedarf: 2 Wochenenden.) Die Verbindung der Punkte zu einer harmonischen Linie erfolgte mit einer Straklatte. Die Straklatte wurde aus einer Kunststoff- Gardienen T Schiene hergestellt, wobei das T- Profil, bis auf 2 mm, mit einem Cutter entfernt wurde. (Die Straklatte war so etwas stabiler) Mit Hilfe von Nadeln konnte die Spantform stabilisiert werden und so recht einfach und sauber gezeichnet werden. Abweichend vom Buch, wurde der gesamte Spant auf den Karton übertragen und in einem zweiten Arbeitsgang mit Kohlepapier auf die (Makken ) Spanplatten kopiert- so hatte man auch eine besondere Kontrolle der Mittellinie, deren Genauigkeit später sehr wichtig ist. Fehler in den Koordinaten Die im Buch angegebenen Koordinaten sind mit Sorgfalt zu betrachen. Zumindest die Halbe Breite bei Spant O und WL 305 ist falsch. Richtig ist das Maß 434 mm - ( Buch 322,9 mm ). Aber die bemerkten falschen Koordinaten sind leicht zu erkennen. Strake ganz einfach die Linie - die Fehler werden leicht erkannt. Die Helling ist das Fundament, auf dem das Kanu gebaut wird. Der Bau einer Kastenkonstruktion, die auf zwei stabilen Fußpaaren steht, wird im Buch beschrieben. Hier ein Rat: Mach es so wie es im Buch steht oder nahezu ähnlich ! Ganz schlaue machen sich diesen wichtigen Bauabschnitt zu einfach; kaufen im Baumartkt 10 Holzböcke, befestigen eine ca. 80 cm breite Spanplatte mit Verstärkungen aus Kantholz 70 x 70 mm und einen weiteren Unterbaustreifen aus 100 mm Spanplatte x Länge und schrauben mit jeder Menge Spaxschrauben so die Helling zusammen. Alles seht gut aus, ist schwer, kann nicht verrutschen - und ist im Ergebnis doch nur Müll mit erheblichen Spätfolgen. Nicht so ! 1.) Die Spanplatten biegen garantiert durch, die Helling ist unsauber ausgerichtet - Fehlermaß > 2 mm. 2.) Die Auflage, Breite der Helling, sollte die angefühten 30 cm nicht überschreiten, da in den Stevenbereichen austretender Kleber und Kleckerkleber nur schwer entfernt werden können. Wer dann Epoxydkleber West-System gewählt hat, produziert so unabsichtlich mindestens 3 Wochenenden extreme Schleifarbeit und trägt so unnötig viel Material von den Holzleisten ab. 3.) Die üblichen Bocke aus dem Baumarkt haben 4 Fußpunkte; 10 Bocke also 40 Fußpunkte, die längs und quer - über die gesamte Hellinglänge und Breite - gerade ausgerichtet werden müssen. Da die meisten Böden, insbesondere Garagenböden nicht plan sind, gibt es bei 40 Fußpunken jede Menge unnötige Arbeit; mindesten 2 Wochenenden, wenn überhaupt die Ausrichtung auf ca. max. 2 mm - gelingen sollte. Ein Laser ist hilfreich, so oder so. Also, baue die Helling mit jeweils einem Querfuß, also mit nur 4 Punken zur Lagenkorrektur und als Kasten - vergiß die Böcke. Richte die Helling mit Keilen extrem genau aus; klebe die Fußpunkte mit Schmelzkleber am Boden fest. Ist für Deine Pläne genügend Volumen - Freibord am Spant 0 vorhanden ? Veränderung der Deckslinie um zwei weitere Leistenbreiten. Kein Problem. Zeichne einfach die Spantkurve aller Spanten (Mallen ) um die gewünschte Vergrößerung weiter, ein oder zwei Leistenbreiten. Aber bedenke, daß Du dann den Abstand Deck zur Helling-Oberkante um den gleichen Wert ebenfalls vergrößern solltest. (Abstand Deck zur Basislinie vergrößern, sonst wird es eng, um Kleber abzuwischen.) Es gibt einen guten Grund für die Verlängerung der Deckshöhe. ( Mehr Freibord ) Die erste Plankenleiste kann dann an die Mallen geschraubt werden ( Spant 0 bis 5 ) und es ist zusätzlich Platz für ein kleines Stützholz. Die Bohrlöcher werden später von den Wegern abgedeckt oder man schleift die Leiste später bis über die Schraubenlöcher ab. Bei einem weiteren Neubau würde ich so verfahren, denn der Mittelfreibord sollte nicht unter Plan verkleinert werden. Welcher Kleber ? Ich habe Epoxyd West-System mit Baumwollfasern West-System gewählt. Ja, eine gute Wahl, weil die Festigkeit der Verklebung garantiert nach 24 Stunden gegeben ist. Der Nachteil ist, dass man sehr umsichtig und mit erheblichen Zeitaufwand schleifen muss. Jeder Kleckerfleck auf der Innenseite, die man nicht so gut mit Aceton abwischen kann, verursacht Schleifbedarf und unnötigen Materialverlust an den Leisten. Selbst mit einem Dremel. Warnen kann ich nur vor den superfeinen Microfasern, die als Spachtelfüller 410 angeboten werden. Die haben eine völlig andere Farbe (helles beige) - als die Baumwollfasern und fallen durch die Schleifervibrationen wieder aus den Fugen. Erledige Spachtelarbeiten auch mit dem Baumwollfüller. Auf amerikanischen Internetseiten wird sogar die Leisten-verklebung mit Schmelzkleber und Klebepistole als fortschrittlich propagiert. Ich habe da keine Erfahrung ,ob das so gut ist, ggf. bei einer Billig-Serienfertigung - da im Nahtbreich Schmelzkleber und das Harz keine innerte Verbindung eingehen, der Rumpf also nur durch die Matten gefestigt wird. Nicht mein Ding. Weißleim - (Ponal wasserfest) oder Propellerleim wasserfest, sind eine bessere Alternative, erreichen jedoch nicht die Festigkeit von Epoxydharz- sind aber erheblich einfacher zu schleifen und auch die Kleckerstellen sind leichter zu entfernen. Polyurethankleber wird von vielen Profis gern genommen. Grundsätzlich verändern diese Kleber ihr Volumen, schäumen auf und die Kleberfläche zeigt winzige bis größere Poren - die nicht geschlossen sind. Der Verbund ist trotzdem wohl fest. In keinem Fall darf man die Spannungen im Holz unterschätzen. Besonders bei geringer Luftfeuchte und warmer Witterung über einen längeren Zeitraum - so ab 10 Tagen. Mir ist es passiert, dass zwei Leisten durch Austrocknung gerissen sind, im Vollholz und nicht an der Klebestelle ! Gut, wenn mann dann weiss, dass der Kleber, die Klebenaht, eine höhere Festigkeit als das Holz selbst besitzt. Es kann nicht schaden, dann für Feuchtigkeitsnachschub zu sorgen. Feuchte Lappen außen, innen oder mit einem Feinsprüher das Holz anfeuchten, nach einem Tag Abtrocknung kann dann weiter gebaut werden. Der Zeitbedarf zur Verlegung der nächsten Leisten ist bei den angefühten Klebern ähnlich - über Nacht - aber die Verbindung der Leisten mit Epoxy ist fester. Bei der Verklebung und Bauweise ohne Klammern oder Nägel gibt der Kleber wenig Zeitvorteile. Zwei Leisten je Seite/Tag sind die maximale Norm, sechs Leisten sind die Ausnahme und sollten nicht angestrebt werden, da die Gefahr besteht, durch Verrutschen die Leiste im falschen Winkel zu montieren. Ein ergänzendes Wort zum Werkzeug. Kaufe Dir gutes Wekzeug; eine Japanische Feinsäge von Dick, Artnr. 712113, ist allen üblichen Feinsägen überlegen, so um 30,00 Euro im Fachhandel. Ein kleiner Metall-Simshobel und ein Rasierklingen - "Schlichthobel" sind zusammen so um 50,00 Euro erhältlich; ein gutes Stecheisen, 22 mm - 25 mm, so um 20,00 Euro. Ein Bandschleifer, ein Sander 125 mm. Schraubzwingen, 115 mm reichen, im Baumarkt so um 1,99, 20 bis 30 Stk. Eine Stichsäge mit Laserstrich ist erheblich besser als eine ohne Laser. Investiere die ca. 30,00 Euro für das genaue Ausschneden der Mallen und später für den Bug- Hecksprung. Ich habe für die Kleberraupe Spritzen mit 22 ml Volumen in einer Apotheke gekauft, die Öffnung ist gerade richtig und eine Füllung reicht für eine Leiste von 5,20 m. 100 Stk. ca. 20,00 Euro, für die Anmischung des Klebers wurden Mund-Holzspachtel, ebenfalls aus der Apotheke, gekauft, 100 Stk. so um 3,00 Euro. Schleifpapier Ein echter Kostenfaktor ! Ich habe billige ( rotes Korn ) Schleif -scheiben für den groben Erstschliff und teure ( 3 M ) für den jeweils letzten Anschliff benutzt. Der Qualitätsunterschied im Schleifergebnis ist deutlich erkennbar. Zeichne die ganze Malle auf den Zeichenkarton und markiere die Mittellinie, die später öfter gebraucht wird. Markiere auf dem Mallenholz ebenfalls die Mittellinie. Lege Kohlepaoier auf das Mallenholz und bringe die Mittellinien oben und unten in Deckung. Pause mit mäßigem Druck. Benutze einen feinen Stift, damit die Linie auf dem Mallspant nicht zu dick wird. Wenn Du den Strich mit einem Filzer nachzeichnen willst, dann wähle einen mit feiner Spitze. Folge dem Rat aus dem Buch und schneide eine kleine Sägekerbe auf der Mallenmittellinie im Kielbereich. Das zusätzliche anzeichnen der Wasserlinie hilft später bei der Orientierung. Wenn Du die Mallen an die Querhölzer angeschraubt hast, nehme zwei Leisten und schraube die zur Ausrichtung und Stabilisierung, ca. jeweils 5 cm von der Mittellinie entfernt, an die Mallen. |